Lange Zeit galten Wirtschaft und Klimaschutz als unüberwindbare Gegensätze. Unternehmen, die das Klima und die Umwelt schützen wollten, konnten dies nicht tun, ohne an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. So zumindest ein häufig wiederholtes Mantra. Doch in den letzten Jahren traten die Folgen des menschgemachten Klimawandels immer deutlicher zutage, und in den westlichen Gesellschaften setzte ein Umdenken ein. Plötzlich bestand eine Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten, die fair produziert wurden, Bioqualität aufwiesen oder kein Plastik enthielten.
Gesellschaftlicher Wandel
Die Problematik des Klimawandels besteht darin, dass es so leicht ist, Raubbau an der Natur zu betreiben. Die Veränderung findet schleichend statt. Nur die wenigsten Menschen waren und sind dazu bereit, ihre Lebenseinstellungen und Gewohnheiten ohne triftigen Grund grundsätzlich zu ändern. Nachdem der Klimawandel ein neues globales Phänomen war, war es leicht, den Warnungen der Wissenschaft keinen Glauben zu schenken. Doch dann nahmen Hitzerekorde, Waldbrände, Hochwasserkatastrophen, Hurrikans und weitere extreme Wetterphänomene zu. Plötzlich waren die Folgen des Klimawandels etwas erschreckend Konkretes. Dann begann der Umbruch der Weilwirtschaft.
Kostenpunkt Umweltauflagen
Für viele Unternehmen war Umweltschutz lange Zeit nur ein Kostenpunkt in ihrer Bilanz, der so niedrig wie möglich ausfallen sollte. Durch intensive Lobbyarbeit wurden die politischen Entscheidungen beeinflusst und so kostenintensive Auflagen verhindert. Gleichzeitig wurde Umweltschutz als eine globale Anforderung angesehen, die alle Unternehmen erfüllen müssen. Andernfalls gefährde ein Unternehmen, das den Umweltanforderungen nicht nachkommt, durch die steigenden Kosten Arbeitsplätze. Dass dies nicht der Fall sein muss, zeigen zahlreiche Unternehmen, die mit sehr kreativen Ideen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Das Umdenken beginnt
Den Stand der internationalen Klimapolitik konnte man am Ergebnis alljährlicher Klimakonferenzen ablesen. Politiker und NGOs aus aller Welt setzten sich zusammen, diskutierten über die Verursachungszusammenhänge und Lösungswege, aber am Ende kam jedes Mal ein extrem mageres Ergebnis heraus. Dies hing damit zusammen, dass sich manche Staaten wie die USA und die Volksrepublik China – die beiden größten Emittenten – den Entscheidungen der Umweltkonferenzen widersetzten, weil sie ihre Unternehmen schützen wollten.
Doch dann geschah auf der Klimakonferenz in Paris etwas Bemerkenswertes: Klimaschutz wurde zum ersten Mal als einer der strategisch wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren betrachtet. Mit der Erzeugung grüner Energie werden nicht nur Ressourcen geschont, sondern wird auch nachhaltig mehr Strom erzeugt. Auch in anderen Bereichen wurde allmählich deutlich, dass Ökologie und Ökonomie nicht länger als Gegensätze betrachtet werden können und sollen.
Klimaschutz als ureigenes Interesse
Nachhaltige Produkte und Produktionen können durchaus einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringen. Teilweise liegt dies daran, dass sich die Gesellschaft verändert und Menschen ihr Konsumverhalten ändern. Das Paradebeispiel der letzten Jahre waren Veganer, die keine tierischen Produkte essen oder konsumieren. Von einigen belächelt, von anderen gehasst haben sie für den Wandel des Angebots in den Supermarktregalen gesorgt. Denn plötzlich gibt es eine riesige Auswahl an vegetarischen und veganen Alternativen zu Fleisch- oder Milchprodukten.
Bis in die Discounter haben es vegetarische und vegane Produkte (nicht nur Lebensmittel) geschafft. Dass es ein Wettbewerbsvorteil ist, sich dem Trend der fleischlosen Ernährung anzuschließen, hat ausgerechnet ein Unternehmen erkannt, das bis zu dem Zeitpunkt sein Geld mit dem Verkauf von Wurst und Fleischerzeugnissen verdient hat – die Rügenwalder Mühle. Doch nun ist das Unternehmen einer der größten Anbieter von Fleischersatzprodukten und kann dadurch Arbeitsplätze sichern.